Super-Start-ups & Unternehmen,die in Generationen denken

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Am Wirtschaftsstandort Österreich tut sich einiges: Ein Kompendium heimischer Erfolgsgeschichten, erzählt in exklusiven Interviews.

Der erhoffte Aufwind für Österreichs Wirtschaft weht auch zu Herbstbeginn noch sehr lau; die schleppende Konjunkturentwicklung dauert länger als prognostiziert – vor allem in Industrie, Bauwesen und Einzelhandel. Ende Juni hatten Wifo und IHS in ihrer vierteljährlichen Konjunkturprognose für 2024 noch mit einer Stagnation (0,0 Prozent Wachstum) der heimischen Wirtschaft bzw. mit einem minimalen Plus von 0,3 Prozent gerechnet. Anfang Oktober aktualisierten sie ihre Prognose. Mit dem nunmehr achten Quartal in Folge mit einer Stagnation oder einer Schrumpfung sei dies „die längste rezessive Phase seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs“, sagte Wifo-Chef Gabriel Felbermayr zuletzt bei einer Podiumsdiskussion. Ein Lichtblick ist die Entwicklung der Verbraucherpreisinflation in Österreich, die im September 2024 auf den niedrigsten Wert seit Februar 2021 zurückgegangen ist.

Gefragt: Forschung und Technologieoffenheit

Nicht nur im Vorfeld der Nationalratswahlen forderte die Industrie verstärkte Investitionen in Forschung, Technologie und Innovation (FTI) zur Sicherung von Österreichs Wettbewerbsfähigkeit. Langfristig zahlt es sich aus. Das belegen viele Beispiele. Österreich hat sich in den letzten Jahren in der Gruppe der europäischen „Strong Innovators“ etabliert. Das in der österreichischen „FTI-Strategie 2030“ formulierte Ziel, zur Spitzengruppe der „Innovation Leaders“ (Dänemark, Schweden, Finnland, Niederlande) aufzuschließen, wurde noch nicht erreicht.

Land der Innovatoren
„Dennoch gilt Österreich heute noch als ausgezeichneter FTI-Standort, mit einer sehr guten Entwicklung in den vergangenen Jahren. Diese Position gilt es nun weiter zu stärken und auszubauen, um Österreichs globale Wettbewerbsfähigkeit zu sichern“, so Georg Knill, Präsident der Industriellenvereinigung, im Rahmen der ersten Technology Talks Austria in Wien. „In einem Umfeld von steigenden Produktionskosten, Fachkräftemangel und geopolitischen Unsicherheiten wird es immer wichtiger, in Schlüsseltechnologien wie Künstliche Intelligenz, Robotik, Mikroelektronik und Biotechnologien zu investieren.“ Nur so könne Österreich als Innovationsstandort gestärkt werden und mit dem globalen Technologiewettbewerb Schritt halten, betont Knill.

Die heimlichen Vorreiter …
Österreich ist ein Land der Innovatoren – aber viele scheuen das Rampenlicht. Familienunternehmen gelten traditionell als öffentlichkeitsscheu, kümmern sich prinzipiell um ihr Kernbusiness – nicht um Marketing und Öffentlichkeitsarbeit. Etliche heimische Start-ups und Jungunternehmer kämpfen Tag für Tag um das wirtschaftliche Überleben – und den schnellen, expansiven Start ins Ausland. Das Land der Berge, Klein- und Mittelunternehmen ist dicht bestückt mit Unternehmen, die trotz oftmals beschränkter Mittel in Europa oder weltweit führend sind. Viele davon kennt man nicht.

Hidden Champions-„Guru“ Georg Jungwirth beschäftigt sich an der Studienrichtung International Marketing & Sales Management seit 2007 mit der Erforschung der Erfolgsfaktoren und Strategien der mittelständischen österreichischen Weltmarktführer. „Jedes Jahr wachsen einige der österreichischen Hidden Champions über
diese (Mittelstand-)Grenze (300 Mio. Euro Umsatz, Anm.) hinaus und wir führen sie in unserer Datenbank dann als große, österreichische Weltmarktführer, wie Red Bull, Swarovski oder Wienerberger“, erzählt er.

… und die jungen Globalisten
Und jedes Jahr rücken neue „Champions“ nach, einige davon als „Born Global Companies“, die nach ihrem Start sofort international tätig sind. Zu den Erfolgsfaktoren zählt Jungwirth „hohe Produktqualität, frühe Internationalisierung, Innovation – und ein gutes Betriebsklima, bei dem sich die Mitarbeiter wohlfühlen und über Jahre dem Unternehmen treu bleiben“. Viele seien in „Supernischen“ tätig oder in Bereichen, in denen es deutlich weniger Konkurrenz als auf den Massenmärkten gibt. Gerade familiengeführte Unternehmen verfolgen langfristige Strategien; sie denken „in Generationen“.

Wir haben sie für den „Weltmeister Österreich 2025 – Das Jahrbuch zum Wirtschaftsstandort“ zum ausführlichen Gespräch gebeten: die Hidden Champions, die Europa- und Weltmarktführer in den Bundesländern, die Familienunternehmen, die innovativen Neuen, die Jungstars in Nischenbranchen, jene, die kontinuierlich Innovation betreiben, und die, die in ganz neue Nischen vorstoßen
– von der Grazer Allergosan, einem internationalen Kompetenzzentrum der Mikrobiomforschung, bis zum Wiener Hightech-Unternehmen TTTech, das zuletzt Elektronikkomponenten für die neue europäische Trägerraketengeneration Ariane 6 geliefert hat.

Interviews mit den Besten ihrer Branche „Weltmeister Österreich“-Autor Alexander Haide hat bei ihnen allen nachgefragt – bei den
Kapitäninnen und Kapitänen der großen Exporteure, den Geschäftsführern der traditionsreichen Mittelständler, den Gründern und Leadern. Wie lauten die Erfolgsrezepte, welche Strategien bringen sie weiter?