KI und Digitalisierung zum Schutz von Solar- und Windkraft

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Das Start-up Belichberg von Mykola Bubelich fokussiert auf Sensor- und Überwachungssysteme für PV-Anlagen und Windparks.

Der gebürtige Ukrainer Mykola Bubelich, aufgewachsen in Odessa, zog mit seiner Familie im Jahr 2015 nach Wien und gründete das IT-Start-up Belichberg. Gemeinsam mit einem Team von zehn Mitarbeitern, das verstreut über die gesamte Europäische Union und die Ukraine arbeitet, hat er sich auf Software und Künstliche Intelligenz zu Sensorik im Bereich der erneuerbaren Energien –Solar- und Windkraft – spezialisiert. Bereits der Name des Start-ups, eine Wortschöpfung aus dem Namen des Gründers und „Berg“, soll für Beständigkeit und Stabilität stehen.

Was war die Motivation, Ihre Firma zu gründen?
Mykola Bubelich: Als Software-Engineer bin ich davon absolut überzeugt, dass Digitalisierung und Software-Entwicklung unser Leben verbessert und uns glücklicher macht. Das gilt auch für die Transformation hin zu erneuerbaren Energien. Deshalb haben wir uns in einer Nische positioniert, die zur Verbesserung bei der Nutzung von erneuerbaren Energien beiträgt.

Eines Ihrer Geschäftsfelder ist intuitive Software für Solarparks. Was kann man sich darunter vorstellen?
Bubelich: Besonders in Photovoltaikanlagen gibt es eine Menge Sensoren, mit denen man die Performance steigern kann. Bei Solaranlagen ist bereits der Verlust von nur einem Prozent an Leistung pro Jahr eine Menge. Jene Energie, die so verloren geht, könnte Hunderte Haushalte versorgen. Findet man ein bestehendes Problem frühzeitig, kann sehr viel gewonnen werden. Bereits ein halbes Prozent macht einen Unterschied. Der Verlust an Effizienz kann bei einem Solarkraftwerk allerdings bis zu 20 Prozent betragen. Wir entwickeln eine Software, die den Grund und den Ort für einen Energieverlust auf dem Weg vom Solarpanel bis zur Einspeisung ins Netz aufspürt und die Behebung einfacher macht und weniger Zeitaufwand verursacht. Unsere Produkte analysieren die Fehlerquellen in Echtzeit. Sie kann die Effizienz einer PV-Anlage zwischen einem und fünf Prozent steigern.

Wo liegt bei PV-Anlagen der Optimierungsbedarf?
Bubelich: Es gibt Anlagen, bei denen sich die Solarpaneele nach der Sonne ausrichten. In jedem System, das sich bewegt, sind die physischen Komponenten die Schwachstellen. Unsere Software meldet, wenn es etwa einen Schaden gibt und die Bewegung stoppt. Es werden allerdings hauptsächlich Paneele verwendet, die sich nicht bewegen. Solarkraftwerke bestehen aus einer Vielzahl von einzelnen Komponenten, und ein Schaden macht sich zuerst in der Verringerung der Leistung bemerkbar. Bei großen Solarparks, die oft irgendwo im Nirgendwo gebaut wurden, kann das Finden der Ursache für einen Leistungsverlust viel Zeit in Anspruch nehmen, wenn unzählige Komponenten erst durch einen Servicemitarbeiter vor Ort kontrolliert werden müssen. Fehlerquellen sind etwa auch beschädigte Kabelverbindungen. Unsere Software macht es nun möglich, Fehler bei sich bewegenden, aber auch bei statischen Solarpaneelen sofort und punktgenau aufzuspüren. Ein Mitarbeiter weiß also genau, an welcher Stelle ein Schaden aufgetreten ist und kann ihn zielgerichtet reparieren. Die langwierige Fehlersuche entfällt.

Bei IT-Lösungen für Windparks stellen sich andere Aufgaben.
Bubelich: Hier haben wir eine Lösung für einen unserer Kunden entwickelt. Dabei geht es darum, zu erfassen, wann welcher Techniker eine Windkraftanlage betritt. Windturbinen müssen regelmäßig überprüft werden, was oft durch Servicemitarbeiter von externen Firmen erledigt wird. Dabei registriert sich der Mitarbeiter beim Betreten der Anlage und checkt beim Verlassen wieder aus; da wird auch die Verweildauer am Gelände erfasst. Hier stehen die Anlagen, wie auch große Solarparks, oft abseits von Siedlungen. Es ist im Interesse des Eigentümers, zu wissen, wer sich wann Zutritt zur Windturbine verschafft. Unsere Software ist also ein Zutrittskontrollsystem, und jeder Zugang zur Anlage wird protokolliert und ist dadurch nachvollziehbar.

Sie bearbeiten auch die Bereiche Wasserkraft und Geothermie.
Bubelich: Das sind zukünftige Geschäftsfelder, in denen wir ebenfalls tätig werden wollen. Ich orte dort auf jeden Fall einen Bedarf, denn sowohl bei Hydro- als auch Geothermiekraftwerken sind eine Menge an Sensoren im Einsatz, die durch unseren Ansatz optimiertwerden können. Wir besitzen die besondere Fähigkeit im Bereich von Software und wie wir mathematische Modelle und Künstliche Intelligenz dabei einsetzen können. Am Beginn steht dabei die Problemanalyse. Derzeit konzentrieren wir uns aber auf große PV-Anlagen und Windturbinen.

Ein weiteres Ihrer Betätigungsfelder sind Überwachungs- und Alarmsysteme. Wie passt das zu erneuerbaren Energien?
Bubelich: Wir haben ein System entwickelt, das darauf ausgerichtet ist, große Solarparks vor Vandalismus und Diebstahl zu schützen. Das größte Problem dabei ist nicht so sehr der Diebstahl von Kupferkabeln selbst, sondern die Beschädigungen, die daraus resultieren. Das kann eine PV-Anlage stilllegen. Diese Schäden werden innerhalb von nur etwa 15 Minuten verursacht. Mittels Videoüberwachung und der automatisierten Verarbeitung der Bilder wird die Anwesenheit von unbefugten Personen auf dem Gelände aufgespürt und, im Endausbau des Systems, die lokale Polizeistation alarmiert. Derzeit geschieht die Verständigung der Behörden noch durch Mitarbeiter, die von unserem System von einem Alarm informiert werden, die Videobilder dann manuell prüfen und danach Sicherheitsmaßnahmen einleiten. Die Reaktionszeit verkürzt sich dadurch extrem.