Das Traditionsunternehmen Sadler-Lichtkuppeln aus Traiskirchen setzt in der Produktion auf selbst erzeugten, grünen Strom.
Das in dritter Generation familiengeführte Traditionsunternehmen mit 35 Mitarbeitern hat sich das Thema „Digitalisierung“ auf die Fahnen geschrieben und die gesamte Produktion und Auftragsabwicklung digitalisiert. In der Fertigung erhielt jeder Arbeitsplatz ein Terminal, auf dem Aufträge und Arbeitsschritte vermerkt sind. Dadurch werden Papier und Ressourcen gespart, viele Fehlerquellen vermieden, die Flexibilität und die Effizienz gesteigert. Mit mehreren Tausend verkauften oder sanierten Lichtkuppeln pro Jahr ist die niederösterrische Firma „Sadler-Lichtkuppeln“ Marktführer. Geschäftsführerin Manuela Geyer-Sadler verrät das Erfolgsrezept der Unternehmerfamilie.
Seit 1969 wächst Ihr Unternehmen stetig. Wie schaffen Sie es, das wirtschaftliche Überleben in Krisenzeiten abzusichern?
Manuela Geyer-Sadler: Durch Mut, immer weiter in neue Ideen, Produkte, Gebäude und Mitarbeiter zu investieren. Vor 17 Jahren waren wir maßgeblich bei der Entwicklung der Sicherheitsnetze für Lichtkuppeln beteiligt und haben ein neues Produkt auf den Markt gebracht. Im vergangenen Jahr suchte der Produzent dieser Stahl- Netze einen Nachfolger. Für unseren Sohn war ganz klar, dass durch den Ankauf dieser Firma das Produkt, Edelstahl-Sicherheitsnetze, direkt bei uns eingegliedert wird und sich dadurch Lieferzeiten und Distanzen reduzieren.
Die Firma Sadler ist ein klassisches Familienunternehmen, hat es aber geschafft, immer am Puls der Zeit zu bleiben. Wie ist der interne Umgang auf persönlicher, wie auf beruflicher Ebene?
Geyer-Sadler: Wie es der Begriff Familienunternehmen schon sagt, sind wir mit unseren Mitarbeitern sehr verbunden. Man kann sagen, dass wir gemeinsam die Sadler-Lichtkuppel-Familie leben. Unsere Mitarbeiter wissen, dass wir jederzeit für ihre Probleme ein offenes Ohr haben. Auf persönlicher Ebene freue ich mich sehr, dass das Unternehmen, welches das Lebenselixier meines Vaters war, nun durch unseren Sohn Daniel, die Nachfolge in der dritten Generation, gesichert ist.
Sie fertigen in Ihrem Unternehmen seit mehr als 50 Jahren mit Lichtkuppeln ein Produkt, das viele Menschen im Alltag gar nicht wahrnehmen. Wo werden Ihre Kuppeln eingesetzt, wozu dienen sie und wie viele davon gibt es?
Geyer-Sadler: Es ist richtig, dass die Menschen unsere Lichtkuppeln nicht immer wahrnehmen. Aber wenn man bewusster die Augen öffnet, sieht man etwa in jeder Wohnhausanlage in den Stiegenhäusern Lichtkuppeln. Weiters werden sie immer häufiger im Privatbereich eingesetzt. Garagen, Vorräume oder auch Bäder sind oft zwecks Be- und Entlüftung mit Lichtkuppeln ausgestattet. Die klassischen Anwendungen sind natürlich in Industriehallen. Lichtkuppeln dienen nicht nur zur Tagesbelichtung und zur Be- und Entlüftung der Räume, sondern sie sind auch ein lebensrettendes Produkt. Der vorbeugende Brandschutz gehört zu den wichtigsten Maßnahmen, die dem Schutz von Leben und Gesundheit dienen und für die Erhaltung von baulichen Anlagen erforderlich sind. Lichtkuppeln können fest, mit Lüftung oder mit einer Rauch- und Wärmeabzugsanlage (RWA) ausgestattet werden. Da nahezu 90 Prozent aller Brandopfer nicht verbrennen, sondern durch eine Rauchgasvergiftung getötet werden, ist die Lichtkuppel zu einem unverzichtbaren Bestandteil jedes Brandschutzkonzepts geworden. Deshalb ist eine frühzeitige Erkennung und die gezielte Eingrenzung sowie die Abführung des Rauchs auf Fluchtwegen für einen erforderlichen Löschangriff der Feuerwehr unverzichtbar. Da wir selbst in unserem Werk in Niederösterreich produzieren, sind wir auch für spezielle Architektenwünsche ausgerüstet. Alles ist machbar. Wir verkaufen ca. 6.000 Lichtkuppeln im Jahr.
Wie kann man sich den Produktionsprozess vorstellen?
Geyer-Sadler: Bei uns ist alles noch reine Handarbeit. Dadurch sind wir auch in der Lage, auf Kundenwünsche zu 100 Prozent eingehen zu können. Die zugekaufte Acrylglas-Platte wird erwärmt, mittels eines Holzrahmens eingespannt und mit Druckluft auf die gewünschte Höhe aufgeblasen. Das klingt alles recht einfach. Man muss nur bedenken, dass für jede Lichtkuppelgröße eine eigene Form benötigt wird. Das Problem ist, dass es Hunderte verschiedene Größen gibt und diese Holzmodelle dementsprechend viel Platz benötigen. Die Kosten erwähne ich gar nicht. Nach der Produktion der Lichtkuppel werden die Ränder beschnitten, per Hand gereinigt und verklebt. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, die Lichtkuppel zu produzieren. Meistens wird die Außenschale in der Farbe Opal produziert. Man erhält dadurch ein schönes helles, diffuses Licht ohne Blendung. Auf Kundenwunsch produzieren wir auch mit farblosem Material. So kann der Kunde nachts die Sterne beobachten. Sinnvoll ist auch die Produktion mittels Heatstop-Material. Das ist ein spezielles Material, das die Sonnenenergie zu 68 Prozent reflektiert und wo sich die darunter liegenden Räume somit nicht stark aufheizen. Man spart im Sommer dadurch die Kühlung oder kann sie zumindest wesentlich reduzieren. Lichtkuppeln werden von einschalig bis fünfschalig produziert. Weiteres werden für den Neubau bereits 100 Prozent unserer Standard-Lichtkuppeln als durchsturzsichere LIKUs produziert. Hierfür wird ein Edelstahlnetz zwischen die Schalen der Lichtkuppel eingebaut. Dies erspart nachträgliche Kosten und Aufwand. Bei der Sanierung werden derzeit ca. 60 bis 70 Prozent der Lichtkuppeln als durchsturzsicher ausgerüstet – auf dem Dach befindliche Personen werden so vor Durchstürzen bewahrt. Was viele nicht wissen, ist, dass Hauseigentümer im Sinne des Bauarbeiterkoordinationsgesetzes für Unfälle haften.
Gibt es sinnvolle Alternativen zu Kunststoffkuppeln?
Geyer-Sadler: Die derzeit einzige Alternative zu Lichtkuppeln sind Dachfenster aus Glas, die aus Kostengründen nur im Wohnungsbau eingesetzt werden.
Seit einigen Jahren können Sie jährlich ein zweistelliges Umsatzwachstum verbuchen. Weshalb gibt es eine derartige Nachfrage?
Geyer-Sadler: Zum einen hat sicher der Bauboom der letzten Jahre dazu beigetragen, aber auch der immer größer werdende Nutzen im privaten Bereich. Vor allem haben wir uns auf die Sanierung spezialisiert. Lichtkuppeln haben aufgrund von Witterungseinflüssen auf Dächern eine Lebensdauer von etwa 25 bis 30 Jahren. Danach ist ein Austausch auf besser isolierte Lichtkuppeln sinnvoll. Außerdem lautet unser Firmencredo: Wer den Schilling nicht ehrt, ist den Groschen nicht wert. Das bedeutet, wir kümmern uns auch um Kunden mit nur ein bis drei defekten Lichtkuppeln.
Tragen Lichtkuppeln zum Energiesparen bei?
Geyer-Sadler: Auf jeden Fall. Wie erwähnt, verwenden wir entweder ein Heatstop-Material bei der Produktion, das die Sonnenstrahlen reflektiert und wo Räume sich nicht extrem aufheizen. Im Wohnbau wird für die kalte Jahreszeit meistens der Sadler-LIKU-Therm-Rahmen verbaut, mit dem sich der U-Wert enorm verbessert. Hiermit schafft man eine wertvolle Energie-Effizienz für den gesamten Bau.
Welche Bedeutung hat die Digitalisierung in Ihrem Unternehmen?
Geyer-Sadler: Das Thema Digitalisierung ist für uns sehr wichtig. Um mit dem Lauf der Zeit mithalten zu können, wurde im Jahr 2022 unsere gesamte Produktion und Auftragsabwicklung digitalisiert. Dadurch werden Papier und Ressourcen gespart, viele Fehlerquellen vermieden, die Flexibilität und die Effizienz gesteigert. Die Produktion bleibt jedoch Handarbeit.
Sie versorgen Ihren Betrieb mit eigenem Strom?
Geyer-Sadler: Ja, denn neben der Digitalisierung ist uns auch die Nachhaltigkeit des Unternehmens wichtig. Bereits 2019 wurde in eine Photovoltaik-Anlage auf den Betriebsdächern investiert. Die gewonnene Energie wird direkt im darunter liegenden Produktionsbetrieb verwendet, der Rest wird als Überschuss in das öffentliche Versorgernetz eingespeist. Das Verhältnis Eigenverbrauch versus Einspeisung beträgt 50:50. Mit dem Strom aus dem eigenen Haus erreichen wir eine CO2-Einsparung von etwa 50 Tonnen pro Jahr. Die 338 Module im Ausmaß von 558 m2 auf unseren Produktionsund Lagerhallendächern erreichen eine Maximalleistung von 95 kWp. Dies sind ca. 100.000 kWh pro Jahr. 2023 soll diese Anlage auf einem weiteren Hallendach nochmals erweitert bzw. ihre Leistung verdoppelt werden. Man kann daher sagen, Sadler produziert ‚grüne Lichtkuppeln‘.
Vor welche Herausforderungen stellen Sie Probleme bei Lieferketten und steigende Rohstoffpreise?
Geyer-Sadler: Wie in allen Branchen in Österreich trifft uns dies sehr hart, denn es erhöht natürlich das Kalkulationsrisiko, welches wir nicht in vollem Umfang an unsere Kunden weitergeben können. Auch das Problem, überhaupt Material zu bekommen, ist sehr groß – auf Acrylglas warten wir derzeit bis zu vier Monate. Zum Glück liegt der größte Teil unseres Kapitals in unserem gut sortierten Lager.
Spüren Sie das zunehmende Fehlen von qualifizierten Arbeitskräften und wie steuern Sie dagegen?
Geyer-Sadler: Dieses Problem trifft uns schwer. Wir sind sehr stolz auf unsere sehr große Anzahl an langjährigen Mitarbeitern. Aber dennoch benötigen wir Personal, das wir nicht finden. Teilweise steuern wir mit Leihpersonal gegen, das von uns geschult und eingearbeitet wird, damit wir diese Mitarbeiter in unser Unternehmen integrieren und übernehmen können.
Wäre es nicht günstiger, Produktionsstätten ins Ausland zu verlegen?
Geyer-Sadler: Nein, das war und ist für uns kein Thema. Wir sind ein rein österreichischer Familienbetrieb und stolz darauf!
Welche großen Herausforderungen sehen Sie auf sich zukommen und wie wird sich Ihr Unternehmen behaupten können?
Geyer-Sadler: Im Großen und Ganzen sind wir positiv eingestellt. Es werden sicher die Herausforderungen von den letzten Pandemiejahren und auch durch den Ukrainekrieg weiter vorhanden sein. Da wir uns auf die Sanierung spezialisiert haben, werden wir dieser Herausforderung standhalten können. Wichtig ist trotzdem, dass auch der Neubau nicht zum Stillstand kommt. Wir wurden 2006 bei der Innovationspreisverleihung nominiert, wir feierten im Jahr 2019 unser 50-jähriges Firmenjubiläum, und ich hoffe, dass wir 2029 wieder so ein tolles Fest mit all unseren Kunden, Lieferanten und Freunden des Hauses feiern können. Ende 2022 haben wir den ersten Platz bei den ‚Austria’s Leading Companies‘ in Niederösterreich für nationale tätige Unternehmen bis zu zehn Millionen Euro Umsatz belegt. Das sind schöne Auszeichnungen, die unser Unternehmen zusammenschweißen, da wir diese Erfolge gemeinsam geschafft haben. Wir sind stolz auf unsere langjährigen Mitarbeiter, denn genau sie machen ein Familienunternehmen aus, und mit diesem wertvollen Kapital werden wir uns auch in schwierigen Zeiten gut behaupten können.