Die Austrian Business Agency macht internationalen Unternehmen, Fachkräften und Filmfirmen den Standort Österreich schmackhaft.
Die Zielsetzung ist einfach: Internationale Konzerne, die sich für den Wirtschaftsstandort Österreich interessieren, werden von der Austrian Business Agency (ABA) von den vielfältigen Vorteilen des Landes überzeugt. In allen Phasen der Gründung steht die ABA mit Rat und Tat zur Seite und hilft bei der Bewältigung des Behördendschungels. So werden jährlich Tausende Arbeitsplätze geschaffen. Internationale Fachkräfte, die in Österreich arbeiten wollen, finden bei der ABA ebenfalls Unterstützung. Proaktiv rekrutiert die Austrian Business Agency IT-Spezialisten, Elektrotechniker oder Naturwissenschaftler – um nur einige zu nennen. Mit dem Bereich „Film in Austria“ soll Österreich als Drehort beworben werden. ABA-Geschäftsführer René Tritscher erklärt den Weg zum Erfolg.
Was kann die ABA für Unternehmer tun?
René Tritscher: Innerhalb unseres Geschäftsbereichs ‚Invest in Austria‘, verantwortlich für Betriebsansiedelungen, beraten wir alle internationalen Unternehmen, die einen Standort in Österreich suchen oder eine Firma gründen wollen. Wir informieren über die Standortvorteile und beantworten alle Fragen zur Gründung: Was ist die passende Rechtsform für mein Unternehmen? Welche Gewerbeberechtigung ist notwendig, welche Förderung kann ich wo beantragen? Als erste Anlaufstelle bieten wir einen guten Überblick, wie die betreffende Branche in Österreich strukturiert ist, und beraten bei allem, was Unternehmen für einen erfolgreichen Geschäftsstart brauchen. Bei Detailfragen wie etwa Förderungen im Forschungsbereich sprechen wir uns mit der FFG (Österreichische Forschungsförderungs GmbH) ab oder mit der AWS (Austria Wirtschaftsservice Gesellschaft mbH), wenn es um Garantien geht. Unser Anspruch ist, dass wir die Erstanlaufstelle und der One-Stop-Shop für alle Fragen bei internationalen Ansiedelungen sind. Jemand, der in Österreich ein Business beginnen will, muss sich am Ende des Tages nicht an unzählige, verschiedene Stellen wenden, sondern bekommt bei der ABA ein Rundumservice. Wenn es um Details geht, vermitteln wir Profis, die weiterhelfen können.
Begleiten Sie Unternehmen auf dem Weg nach Österreich?
Tritscher: Wir gehen schon in die Tiefe. Wie zum Beispiel bei der Gewerbeberechtigung, die für Österreich etwas Spezifisches ist, das internationale Unternehmen in dieser Form nicht kennen. Wir klären beispielsweise mit den zuständigen Behörden und den regionalen Wirtschaftskammern ab, welchen Gewerbewortlaut es braucht. Das ist also nicht nur eine theoretische Beratung, sondern sie zeigt konkret auf, was zu tun ist. Wir nehmen die Firmen an der Hand, erledigen aber keine Behördenwege oder bringen Anträge ein. Das würde unsere Kapazitäten übersteigen.
Der Fokus liegt auch auf einer langfristigen Beratung?
Tritscher: Wir sind in allen Phasen der Gründung da. Unsere Zielsetzung ist es, die Unternehmen langfristig an uns zu binden. Wenn sich internationale Firmen in Österreich angesiedelt haben, kommen sie oftmals wieder zu uns. Ein Beispiel dafür ist Boehringer Ingelheim, die zusätzlich zu Wien einen zweiten Standort suchten. Hier waren wir gemeinsam mit der Niederösterreichischen Ansiedlungsagentur involviert, und jetzt entsteht in Niederösterreich eine neue biopharmazeutische Produktionsanlage mit 800 neuen Arbeitsplätzen. Wir kümmern uns also auch um Erweiterungsprojekte.
Wie machen Sie Österreich als Wirtschaftsstandort schmackhaft?
Tritscher: Österreich ist als Tourismusland bereits sehr anziehend und weltbekannt für seine Orte, Städte und Landschaften. Was kaum jemand weiß, ist, dass Österreich auch ein Industrieland ist. Am Tourismus hängen etwa 15 Prozent des BIP, die industrielle Produktion trägt jedoch rund 30 Prozent dazu bei. Österreich ist auch ein Forschungsland, es gibt mit der Forschungsprämie eine der attraktivsten Forschungsförderungen weltweit. Was die Forschungsausgaben betrifft, liegen wir europaweit und weltweit im Spitzenfeld. Wir haben weltweit eines der besten Gesundheitssysteme und eine exzellente Lebensqualität, und die schönen Landschaften sind zusätzlich ein Argument.
Ist die Lebensqualität wirklich ein entscheidender Standortvorteil?
Tritscher: Im Englischen spricht man bei ‚Landscape‘ auch vom Umfeld, das bereits vorhanden ist. Die Zusammenarbeit von Ausbildungsstätten, wie Universitäten und Fachhochschulen, mit den Unternehmen ist weltweit kaum so intensiv und praxisorientiert wie in Österreich. Die schöne Landschaft und die Lebensqualität sind deshalb wichtig, da mit den Unternehmen teilweise auch Menschen mit nach Österreich kommen. Führungskräften und Mitarbeitern ist es sehr wichtig, dass sie in einem lebenswerten und schönen Land leben und arbeiten. Diesen Faktor darf man bei Entscheidungen für einen Standort nicht vergessen.
Wie holen Sie mit ‚Work in Austria‘ Fachkräfte ins Land?
Tritscher: Die Idee entstand vor drei Jahren, denn der weltweite Wettbewerb um die besten Köpfe ist genauso intensiv wie jener um die besten Unternehmen. Deshalb haben wir das Portal workinaustria. com aufgebaut, wo sämtliche Informationen zum Standort und zum Thema Leben und Arbeiten in Österreich zu finden sind. Damit sprechen wir bewusst internationales Fachpersonal und österreichische Unternehmen an, die international Mitarbeiter suchen.
Von welchen Fachkräften sprechen wir hier?
Tritscher: Wenn wir proaktiv in Zielmärkte gehen, sprechen wir zum Beispiel IT-Spezialisten, Elektrotechniker, Mechatroniker und Naturwissenschaftler für den Life-Science-Bereich an. In diesen Bereichen besteht ein hoher Mangel an Fachpersonal in Österreich.
Wie entsteht der erste Kontakt zu potenziellen Firmen und zu Fachpersonal?
Tritscher: Wir gliedern unsere Märkte in ABC-Gebiete, wobei A die wichtigste Gruppe darstellt. Nach dieser Kategorisierung werden Länderbudgets vergeben und in die unterschiedlichsten Vertriebsmöglichkeiten investiert. Immer wichtiger wird das Thema Social Media und Digitalisierung. Wir konnten vor allem in Pandemiezeiten den Anteil jener Ansiedelungen, die aus Social Media-Kampagnen resultieren, extrem steigern. Bei der Akquise setzen wir vor allem auf Messen und Informationsveranstaltungen. Wir organisieren auch Veranstaltungen mit der Bundesministerin für Wirtschaft, zu denen wir Unternehmensvertreter einladen. Vieles macht der Mix der unterschiedlichen Kommunikationskanälen und Maßnahmen aus. Zusätzlich gibt es Netzwerkpartner, die uns mit den richtigen Ansprechpartnern zusammenbringen.
Wie sieht Ihre Unterstützung dann konkret aus?
Tritscher: Wenn eine Fachkraft nach Österreich kommen möchte, einen Aufenthaltstitel oder ein Visum benötigt, unterstützen wir. Wenn ein internationaler Film gedreht wird, kümmern wir uns im Rahmen des dritten Betätigungsfelds ‚Film in Austria‘ auch um die Aufenthaltsbewilligung der Crew. Wir betreiben auf workinaustria. com eine Jobbörse. Wenn es um den Antrag für eine Rot-Weiß-Rot- Card geht, unterstützen wir sowohl Unternehmen als auch Mitarbeiter. Im vergangenen Jahr führten wir dazu rund 500 Beratungen durch. Hier gibt es eine sehr hohe Erfolgswahrscheinlichkeit, wenn die Fachkräfte vor der Antragstellung zu uns kommen. Wir begleiten sie dann während des gesamten Verfahrens. Bereits im Vorfeld haben wir einen digitalen Ratgeber, den Immigration Guide, eingerichtet, wo im Self-Check-Verfahren einiges abgeklärt wird. Dieser Service ist sowohl für große Unternehmen interessant, die viel Personal im Ausland rekrutieren, als auch für Start-ups, die nicht über die Ressourcen verfügen, solche Verfahren selbst abzuwickeln. All unsere Services sind übrigens kostenlos.
Bei der Anerkennung von Ausbildungen im Ausland gibt es immer wieder Probleme. Kann die ABA hier helfen?
Tritscher: Im Regierungsprogramm steht einiges zum Thema Anerkennung von Berufsabschlüssen, um Verbesserungen im legistischen Bereich zu erringen. Ich glaube, hier ist man auf einem guten Weg. Der Vollzug der Behörden in Österreich müsste noch einheitlicher werden. Hier sind wir in intensivstem Dialog mit allen Behörden – vom AMS bis zur Bezirks-, Landes- und Bundesebene und den Botschaften in den einzelnen Herkunftsländern. Zudem machen wir einen Realitätscheck, ob ein Antrag Chancen auf Erfolg hat.
Ist es durch die Pandemie und den Krieg in der Ukraine schwieriger geworden, Unternehmen und Personal nach Österreich zu bekommen?
Tritscher: Die Arbeit ist auf jeden Fall mehr geworden. Durch die Pandemie wurde sie insofern schwieriger, da wir alles virtuell erledigen mussten. Das funktioniert in der aktiven Akquise für den Erstkontakt ausreichend. Unternehmen oder Fachkräfte nur virtuell anzusprechen, ist allerdings schwierig. Im ersten Pandemiejahr sind internationale Betriebsansiedelungen weltweit um bis zu 40 Prozent eingebrochen, in Österreich war das nicht so dramatisch.
Wie sieht die Erfolgsbilanz der ABA aus?
Tritscher: Im Vorjahr hatten wir 364 Ansiedelungen, davon sind mehr als 20 Prozent Projekte, die eine hohe Wertschöpfung nach Österreich bringen. Das kann eine hohe Anzahl von neu geschaffenen Arbeitsplätzen, eine hohe Investitionssumme, wichtige Forschungs- und Entwicklungsarbeit oder eine aussichtsreiche Gründung wie ein Start-up mit hohen Wachstumschancen sein. Betriebsansiedelungen anzukurbeln, ist ein Vertriebsgeschäft. Aus der Menge der Erstanfragen filtern unsere Profis, die geografisch strukturiert sind, realistische Projekte heraus. Im Vorjahr hatten wir etwa 650 sehr konkrete Anfragen mit großem Interesse am Standort. Daraus resultierten 364 Ansiedelungen, das ist eine Erfolgsquote von mehr als 50 Prozent. Das stellt das zweitbeste Ergebnis in den beinahe 40 Jahren der Geschichte der ABA dar, sowohl was die Anzahl der Projekte, die Investitionsvolumina und die Beschäftigungseffekte betrifft. Wir konnten beispielsweise auch den Anteil der Ansiedelungen aus den USA steigern.
Wie finanziert sich die ABA? Gibt es Kickbacks von den Unternehmen?
Tritscher: Die ABA ist als GmbH strukturiert, der 100-Prozent-Eigentümer ist das BMDW (Bundesministerium für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort), aus dessen Budget wir finanziert werden. Es gibt ein Basisbudget für die einzelnen Geschäftsbereiche Invest, Work und Film in Austria. Zusätzlich gibt es Sonderprojekte, wie beispielsweise die Kampagne ‚Forschungsplatz Österreich‘, in deren Rahmen wir aktiv den Forschungsstandort Österreich im Ausland bewerben und mit Sonderbudgets ausgestattet werden. Wir verlangen keine Gebühren oder Kostenbeteiligung, weder von Unternehmen noch von Fachkräften, die sich in Österreich ansiedeln. Wir achten auch darauf, dass die ABA nicht in Konkurrenz zu privatwirtschaftlichen Unternehmen tritt, das wäre kontraproduktiv.