Gefahrstoffe sind in beinahe jedem produzierenden Unternehmen zu finden. Für eine sichere Lagerung sorgt Denios aus Salzburg.
Nach einem Brand in einer großen Chemiefabrik in der Schweiz vor beinahe 40 Jahren hatte der junge Ingenieur Helmut Dennig eine Vision: Nie wieder sollten Grund, Boden oder Wasser, egal ob Flüsse oder Grundwasser, durch Chemikalien-Leckagen oder kontaminiertes Löschwasser verunreinigt werden. Aus der Vision entstand das Unternehmen Denios, das mit Produkten für die sichere Lagerung von Gefahrstoffen, sowohl für den Innenbereich (wie z.B. Gefahrstoff- und Sicherheitsschränke) als auch für den Außenbereich (Gefahrstofflagercontainer in brandgeschützter Ausführung), zum Marktführer werden konnte. Unter der Führung von CEO Erich Humenberger belegt Denios mit Sitz in Eugendorf in Salzburg beim Wirtschaftswettbewerb „Austria´s Leading Companies“ seit 15 Jahren Top-Drei-Platzierungen.
Als Laie bringe ich ab und zu meinen Sondermüll zu einer Sammelstelle. Weshalb braucht es die Denios Gefahrstofflagerung im Industriebereich?
Erich Humenberger: Grundsätzlich sind wir rein im B2B-Sektor tätig. Sammelstellen, die in die Zuständigkeit von Gemeinden fallen, zählen dadurch indirekt auch zu unseren Kunden. Hauptsächlich findet sich unsere Klientel in produzierenden Unternehmen. Im Prinzip hat jeder Betrieb Gefahrstoffe in Verwendung – sei es bei der Produktion als Betriebsmittel, als Zuschlags- oder als Rohstoff. Das Wort Gefahrstoff klingt vorerst abschreckend, daher denken viele hier primär an ganz gefährliche Stoffe. Allerdings fallen bereits normale Schmierstoffe, Motoröle oder auch Hydrauliköle in diese Kategorie, da sie wassergefährdend sind. Auch Chemikalien, die hauptsächlich in der Chemie- und Pharmaindustrie zu Hause sind, sowie brennbare Stoffe wie Farben und Lacke oder auch Gase für das Schweißen bzw. als Treibmittel in klassischen Spraydosen sind ebenfalls Gefahrstoffe. Als solche müssen sie in Betrieben sicher, rechtskonform und umweltschonend gelagert werden. Für die Lagerung von Gefahrstoffen jeglicher Art haben wir die passenden Produkte wie Auffangwannen. In oder auf diesen werden etwa Fässer mit wassergefährdenden Flüssigkeiten gestellt. Wir produzieren auch Brandschutzschränke, in denen brennbare Flüssigkeiten wie Farben, Lacke, Nitroverdünner oder Spraydosen direkt am Arbeitsplatz gelagert werden können und somit immer zur Hand sind.
Viele dieser Gefahrstoffe, wie Spraydosen, hat vermutlich jeder daheim und es gibt sie in jedem Drogeriemarkt.
Humenberger: Ein Gewerbebetrieb oder die produzierende Industrie unterliegt strengen rechtlichen Auflagen. So gibt es etwa für die Lagerung von brennbaren Flüssigkeiten ein Regelwerk (VbF – Verordnung über brennbare Flüssigkeiten, Anm.), die ganz genau festschreibt, wie und in welchen Mengen ein Betrieb diese Stoffe lagern darf. Im Privatbereich ist diese Verordnung völlig irrelevant. In der Neufassung der VbF, die seit März 2023 gilt, wurde der Handel jetzt in weiten Bereichen inkludiert. Früher war etwa in Baumärkten eine große Menge an hochbrennbarem Scheibenreinigern im Verkaufsraum öffentlich zugänglich gestapelt. Ein Gewerbebetrieb dagegen hätte derartige Mengen nicht so lagern dürfen.
Wie funktioniert ein Gefahrstofflager?
Humenberger: Grundsätzlich sind fast alle flüssigen Gefahrstoffe auch wassergefährdend. Alle unsere Sicherheitsschränke, oder in größeren Dimensionen unsere Sicherheitscontainer, haben als untersten Teil eine Auffangwanne integriert, bei der jede Schweißnaht geprüft ist. Damit wird sichergestellt, dass austretende Flüssigkeiten nicht ins Erdreich, sondern in die Wanne gelangen. Bei den Brandschutzcontainern kommt ein Doppelrahmensystem zum Einsatz, bestehend aus massiven Innenrahmen und einem Außenrahmen aus Stahl. Dazwischen befinden sich zumindest zehn Zentimeter dicke Dämmpaneele aus nichtbrennbarer Steinwolle. Das isoliert so gut, dass bei einem Brand von außen nur der Außenrahmen bzw. die Außenseite der Dämmpaneele heiß wird und es durch die Isolierung im Inneren des Containers kühl bleibt. Kühl bedeutet, dass es länger als 90 Minuten dauern muss, bis die Innentemperatur 200 Grad Celsius an einer beliebigen Stelle erreicht. Das ist für Stahl relativ kalt, daher trägt statisch der Innenrahmen, selbst wenn bei einem massiven Brand die Festigkeit des Außenrahmens geringer wird. Wenn es im Containerinneren brennen sollte, verhält es sich genau umgekehrt.
Im Inneren der Container ist ein Brandmelder installiert, der Wärme und Rauch detektiert. Wenn der Brandmelder anschlägt, gibt dieser ein Signal an die Steuereinheit. Diese schaltet die elektrischen Torhaltemagnete stromlos, und somit schließen sich die Türen, sollten sie noch offenstehen, automatisch und schließfolgegeregelt. Die Türen sind natürlich ebenfalls 90 Minuten brandbeständig. Gleichzeitig schaltet die Steuerung die technische Lüftung des Containers ab. Temperaturgesteuert schäumen bei etwa 60 Grad die Türdichtungen ganz automatisch auf und dichten damit die Türen ab. Und ebenfalls temperaturgesteuert verschließen sich die Brandschutzklappen an den Be- und Entlüftungsöffnungen. Somit ist dann der Container hermetisch abgedichtet. Das gilt sowohl für Brände im Inneren eines Containers als auch außerhalb. Das gibt der Feuerwehr genügend Zeit für einen gezielten Löschangriff.
In den vergangenen Monaten gab es immer wieder Meldungen von explodierenden oder brennenden Lithium-Ionen-Akkus. Was sind Ihre Lösungen für die sichere Lagerung?
Humenberger: Für kleine Akkus im Alltag, wie sie in Gartengeräten oder Werkzeugen wie Akkuschraubern, Bohrmaschinen, etc. zu finden sind, oder auch Fahrrad-Akkus, die bereits über etwas mehr Leistung verfügen, bieten wir zur sicheren Lagerung bzw. auch zum sicheren Aufladen Brandschutzschränke an. Sie sind ebenfalls 90 Minuten brandgeschützt. Die Gefahr, dass ein gebrauchter Akku zu brennen beginnt, ist beim Aufladen am größten. Bei einem Handwerksbetrieb findet das Aufladen vermutlich in der Werkstatt über Nacht statt. Unsere Sicherheitsschränke SmartStore sind für diesen Zweck innen mit Steckdosen ausgestattet, damit die Akkus sicher aufbewahrt und gleichzeitig geladen werden. Fackelt ein Akku während des Ladens im Schrank ab, ist die Werkstatt geschützt. Dieser Sicherheitsaspekt macht unsere Lithium-Ionen- Ladeschränke zu einem sehr beliebten Produkt.
Ganz neu auf den Markt kamen kürzlich Ihre Energiespeichersysteme.
Humenberger: Hier geht es um wirtschaftliche Nachhaltigkeit und grünen Strom. Unsere bestehenden, begehbaren Brandschutzcontainer sind bis zu acht Meter lang, drei Meter hoch und drei Meter breit. In diese bauen wir in Zusammenarbeit mit der Firma Tesvolt Batterien und Wechselrichter ein, sodass Firmen mit großen Photovoltaikanlagen die Überschussenergie speichern können. Wir nennen unser Produkt, den brandgeschützten Energiespeicher, Power- Safe. Das ist eine Plug and Play-Lösung, mit der beispielsweise teure Spitzenlasten abgefedert werden können oder ein Teil der Grundlast abgedeckt werden kann.
Was machte Denios zu einem der weltweit größten Anbieter von Gefahrstofflagerlösungen?
Humenberger: Begonnen hat unser Gründer in Deutschland mit Auffangwannen und besetzte damit die Nische der umweltkonformen Gefahrstofflagerung. Danach wurde die Produktpalette stetig ausgebaut. Wir unterscheiden uns in einigen Bereichen von anderen Anbietern, da wir über eine eigene Produktion verfügen und für Kunden individuelle, maßgeschneiderte Lösungen anfertigen können. Zudem produzieren wir von Auffangwannen, über Sicherheitsschränke sowie Sicherheits- und Brandschutzcontainer alles selbst. Im Verkauf ist ein weiterer USP die kompetente Beratung, egal, ob es um eine einfache Auffangwanne geht oder um ein großes Gefahrstofflager. Wir sind für den Kunden ein One-Stop-Shop, von der Erstberatung bis zum Aufstellen und später der Wartung des Gefahrstofflagers – sozusagen ein Sorglospaket.
Beliefern Sie Kunden weltweit?
Humenberger: Ja, abgesehen von derzeitigen politisch bedingten Lieferrestriktionen. Denios ist in ganz Europa vertreten, entweder mit Produktion oder Verkauf. Zusätzlich produzieren wir in den USA für Süd-, Nordamerika und Kanada und in China für den chinesischen Markt.
Können Sie bei Ihrer aufwendigen Produktion nachhaltig sein bzw. ist in Ihrem Bereich eine Kreislaufwirtschaft überhaupt möglich?
Humenberger: Unsere Auffangwannen bestehen meistens aus Stahl oder dem Kunststoff Polyethylen, in Sonderfällen aus Edelstahl. Die Raumsysteme sind ebenso aus handelsüblichem Stahl und Steinwolle- Paneelen. Unsere Werkstoffe sind somit ganz normale Basiswerkstoffe. Im Bereich Catalogue Products bieten wir unseren Kunden immer mehr CO2-neutrale Produkte an und werden seit Jahren mit dem Eco Vadis-Siegel für Nachhaltigkeit in der Lieferkette ausgezeichnet. Als klimaneutrales Unternehmen setzt Denios auf viele Maßnahmen, den CO2-Fußabdruck so gering wie möglich zu halten.
Weiters initiiert Denios auch abseits der eigenen Hallen Umweltschutzprojekte. Unter dem Motto ‚Umwelt für die nächste Generation‘ haben sich unsere Auszubildenden und dualen Studenten zusammengeschlossen und agieren als Botschafter für nachhaltiges Handeln.
Wie sieht eine digitale Gefahrenstofflagerung aus bzw. weshalb ist eine Echtzeitüberwachung nötig?
Humenberger: Wir nennen das Produkt Denios Connect, bei dem wir den Container digitalisieren. Damit erhält der Kunde eine permanente Überwachung aller relevanten Zustandsdaten, wie die Innenraumtemperatur oder Messungen des Flüssigkeitssensors in der Auffangwanne. Wir können verschiedenste Sensoren einbauen, deren Signale zusammengefasst und mittels einer Cloud-basierenden Web-Applikation an ein Endgerät des Kunden übertragen werden. Sollte es zu Auffälligkeiten im Container kommen, gibt es unterschiedliche Warnstufen bis hin zu einem Alarm. Der Kunde hat permanent eine Übersicht und auch eine automatische Dokumentation. Wo temperaturkritische Zuschlagstoffe beispielsweise in der Lebensmitteloder Pharmaindustrie gelagert werden, muss ein bestimmter Temperaturbereich eingehalten werden. Es ist etwa für einen Medikamentenhersteller eminent wichtig, dass er die korrekte Lagerung bzw. die Lagerbedingungen lückenlos dokumentieren kann. Diese automatische Dokumentation ist einer der Hauptbenefits für den Kunden.
Was war die komplizierteste Aufgabe, vor der Sie standen?
Humenberger: Das ist schwer zu sagen, da große Teile der Automobilindustrie und fast die gesamte Chemische Industrie in Westeuropa unsere Kunden sind. Wir haben für eine Universität in Bayern einen Dekontaminierungscontainer gebaut, wo es um Radioaktivität ging. Für eine westösterreichische Uni haben wir nicht nur das Labor mit Brandschutzschränken ausgestattet, sondern auch ein Outdoor-Gefahrstofflager gebaut. Oder vor einigen Jahren ein Gefahrstofflager aus mehreren, durch Schleusen miteinander verbundenen, Einzelcontainern für ein sehr großes ostösterreichisches Krankenhaus. Darin kann mit diversen Substanzen wie in einem Labor gearbeitet werden.
Wann kommt der Container für die böse Schwiegermutter?
Humenberger: Da wir ausschließlich im B2B-Bereich tätig sind und das eine Anforderung aus dem B2C-Bereich ist, fällt das nicht in unser Geschäftsfeld. (lacht)