Seriell gefertigtes Mobiliar und individuelle Designs sind das Erfolgsgeheimnis von Braun Lockenhaus. Viel mehr als „nur“ Sessel.
Die Marke Braun steht für weit mehr als „nur“ einen klassischen Sesselfabrikanten. Braun Lockenhaus steht für die zeitgemäße Verbindung alter Handwerkskunst mit Hightech, und exakt und persönlich auf den Kundenwunsch zugeschnitten. Ergänzend zum Möbelprogramm widmet sich das Unternehmen dem maßgeschneiderten Innenausbau. Der Exklusivvertrieb der Marke rosconi, Spezialist für Garderoben, Behälter und Ascher aus Edelstahl, rundet das Interior-Portfolio von Braun Lockenhaus ab. Der burgenländische Objekt- und Designmöbelhersteller hat sich am Produktionsstandort in Lockenhaus zu einem der landesweiten Marktführer etabliert. Heute wird der gesamte Objektbereich in Österreich beliefert. Kunden sind unter anderen das „21er Haus“, das Schloss Esterhazy und das „Kultur Kongress Zentrum“ in Eisenstadt, der Flughafen Wien, die Restaurants „Fabios“, „Lugeck“ und „Motto am Fluss“ oder das „Live Congress Leoben“. Seit 2005 gehört Braun Lockenhaus, geführt von Jochen Joachims, zur deutschen Schneeweiss interior.
Was ist das Erfolgsrezept, als Möbelmanufaktur mehr als 100 Jahre erfolgreich zu sein und internationales Renommee zu besitzen?
Jochen Joachims: Es gibt viele entscheidende Zutaten, die wesentlich und wichtig sind. Grundlegend ist, sich immer wieder selbst zu hinterfragen und zu reflektieren, auch in puncto Prozessabläufe. Selbstverständlich muss man auch auf den Kunden eingehen und seine Bedürfnisse und Wünsche verstehen. Daher produzieren wir nicht nur seriell gefertigtes Mobiliar, sondern legen unseren Fokus auch auf die Herstellung von individuellem Möbel- und Innenausbau. Natürlich darf man hierbei nicht die aktuellen Trends außer Acht lassen, daher nehmen wir den Markt immer wieder genauestes unter die Lupe und ergänzen unser Portfolio entsprechend. Dabei spielt die Qualität unserer Produkte ebenso eine wichtige Rolle, wie unsere Zuverlässigkeit. Kundenbetreuung ist das A und O. After-Sales ist daher bei uns kein Schlagwort, sondern vielmehr grundlegender Bestandteil unserer Unternehmenskultur – angefangen bei der Bedarfsanalyse bis hin zur Nachbetreuung. Wir stehen Kunden auch noch Jahre nach Lieferung treu zur Seite. Im Sinne der Nachhaltigkeit stellen wir beispielsweise Ersatzteile her oder polstern, je nach Bedarf, auch die Möbel neu. Der Kunde soll mit unseren Produkten langfristig zufrieden sein.
Braun Lockenhaus ist einer der größten Möbel-Komplettanbieter Österreichs. Wo liegt der Unternehmensfokus?
Joachims: Unsere Kerneinsatzgebiete erstrecken sich über mehrere Bereiche: Health Care, Hospitality, Public Areas, Education und Business Spaces. Der Fokus liegt auf der Möblierung von Hotels, Restaurants, Seminarbereichen, Messen und Versammlungsstätten, darüber hinaus auch auf sozialen Einrichtungen wie Krankenhäusern oder Pflegeheimen sowie Glaubenseinrichtungen. Wir entwickeln Raumkonzepte, die Lebensräumen und Arbeitswelten neue Perspektiven geben – von der Farbgebung und Raumplanung bis hin zur Ausstattung mit hochwertigem Mobiliar. Unser Anspruch ist, dem Kunden eine Komplettlösung aus einer Hand bieten zu können.
Welches der realisierten Projekte bzw. Kunden aus den vergangenen Jahren würden Sie besonders hervorheben?
Joachims: Das Congress Center Leoben haben wir mit zahlreichen Produkten beliefert, unter anderem aus unserem Sessel- und Tischportfolio, aber auch Abfallbehälter sowie Loungemöbel. Die Besonderheit beim Sitzmöbel war, dass es mit unseren digitalen Informationssystem ‚no.e‘ ausgestattet wurde. Gemeinsam mit dem Wiener Architekten Martin Mostböck und den Eheleuten Filippou entwickelten wir für das Sternen-Restaurant Konstantin Filippou im Herzen Wiens einen extravaganten Sessel, den wir dann auch anschließend produziert und in unser Portfolio integriert haben. Als besonderes Projekt im Bereich Education steht das Wifi in Eisenstadt, bei dem wir individuell nach Kundenwunsch Schulungs- und Seminarräume eingerichtet haben. Hier ist die Besonderheit unsere mobile Netbox ‚power beam‘, werkzeuglos montier- und demontierbar sowie auf verschiedenste Tische nachrüstbar. Last but not least würde ich gerne auch das Betreute Wohnen ‚Silberhoamat Weidachhof‘ in Schwaz, Tirol, erwähnen, bei dem unsere passgenauen Produkte im Health Care- Bereich zum Einsatz kamen, die nicht nur ergonomische Funktionalitäten der Zielgruppe erfüllen, sondern auch deutlich zur Arbeitserleichterung beitragen.
Ist es nicht schwierig, die Bedürfnisse von Kunden wie Kongresszentren, Hotellerie, Gastronomie bis zu Sportstätten oder kirchliche Einrichtungen unter einen Hut zu bringen? Zusätzlich fertigen Sie auch individuelle Möbel für Privatkunden …
Joachims: Unser Hauptmarkt liegt klar im Bereich B2B, und die Anforderungen in jeder Zielgruppe und auch innerhalb der Zielgruppen sind sehr verschieden und individuell. Für unsere Entwicklungsabteilung bedeutet das enormen Aufwand, damit wir kundenspezifisch die passenden Produkte anbieten können. Aufgrund unserer sehr hohen Fertigungstiefe können wir doch nahezu immer auf alle Wünsche und Anpassungen eingehen.
Ist das kein logistischer Albtraum, vor allem, was die Materialbeschaffung und Lieferketten betrifft?‚
Joachims: Dank unserer hohen Fertigungstiefe von 76 Prozent sind wir weniger abhängig von Lieferketten und können so viel wie möglich selbst produzieren. Diese Unabhängigkeit ist uns sehr wichtig und zeichnet uns als Hersteller auch besonders aus. Wir produzieren vom Baumstamm bis zum fertigen Möbelstück. Wenn wir auf externe Partner zurückgreifen, ist uns hierbei die Regionalität und räumliche Nähe sehr wichtig – nicht nur in puncto Nachhaltigkeit, sondern auch, um das Risikomanagement besser im Auge zu haben und somit auf Verzögerungen und Unterbrechungen schnellst- und bestmöglich reagieren zu können.
Wie schaffen Sie es, immer wieder Design- Auszeichnungen zu gewinnen?
Joachims: Da wir stets eng mit renommierten Architekten und Designbüros zusammenarbeiten, entwickeln wir nicht nur Produkte, die den neuesten Trends folgen, sondern auch Produkte, die höchsten Anspruch und Qualität aufweisen. Das fördert unternehmensseitig auch unsere Weiterentwicklung.
Ihre Designs finden sich ja auch bereits im Museum …
Joachims: Seit mehr als 15 Jahren ist unser Produkt ‚garcia‘ bereits Bestandteil der permanenten Ausstellung im MAK Wien. Es macht uns unglaublich stolz, mit einem so talentierten Designer wie Martin Mostböck zusammenzuarbeiten – und das nun schon seit über 20 Jahren. Ebenso ist das Produkt im Hofimmobiliendepot in Wien zu bestaunen.
Was stand hinter der Idee des inklusiven one4two-Tischs und gab es seit seiner Präsentation im Jahr 2020 noch weitere ‚Inklusionsmöbel‘?
Joachims: Das Produkt ‚one4two‘ wurde mehrfach mit Design- Awards ausgezeichnet. Dabei liegt die Inklusion im Fokus. Darauf können auch sitzende Personen, zum Beispiel jemand in einem Rollstuhl, ihre Getränke und Speisen abstellen, und gleichzeitig fungiert er als Stehtisch – ein wandlungsfähiges Multitalent, ein Must-have in unserem Portfolio.
Holz, Metall, Stoffe und Leder – woher beziehen Sie Rohmaterialien und wie sehr wird das Lieferkettengesetz Sie hier zu Veränderungen zwingen?
Joachims: Inmitten des Burgenlands wird wirtschaftliche und ökologische Verantwortung großgeschrieben. Das für die Produktion verwendete Holz stammt zu einem großen Teil aus den Wäldern der Region Geschriebenstein und Hirschenstein im mittleren Burgenland. Alle weiteren Materialien, die für den Fertigungsprozess benötigt werden, versuchen wir so nah wie möglich um unseren Standort herum zu beziehen oder aus Europa.
Werden Kunststoffe in der Möbelfertigung an Relevanz verlieren?
Joachims: Diese Frage ist nicht so einfach zu beantworten, da die Antwort eine gewisse Komplexität mit sich bringt. Kunststoffe sind aktuell sehr im Trend, vor allem bei Sitzschalen. Daher gehen wir davon aus, dass dieser Trend in naher Zukunft eher verstärken wie abschwächen wird.
Betrifft Sie der Fachkräftemangel und was tun Sie dagegen – Stichwort: Employer Branding?
Joachims: Die Förderung von Mitarbeitern ist uns sehr wichtig. Die Arbeitswelt befindet sich in einem sehr großen Wandel und Umbruch, und es geht hier nicht so sehr nur um den Begriff Fachkräftemangel, sondern generell um den Mangel an Arbeitskräften. Das betrifft uns, als Hersteller, überwiegend im Produktionsbereich. Mitarbeiter in diesem Bereich, unabhängig von ihrer Qualifizierung und Ausbildung, zu finden, ist sehr schwer, wenn aktuell sogar fast unmöglich.
Welches sind die größten Herausforderungen für Ihr Unternehmen in den kommenden Jahren?
Joachims: Einfach auch, weil Handwerke mehr und mehr aussterben, wird es für herstellende Unternehmen in den kommenden Jahren zu zahlreichen Herausforderungen kommen. Die steigenden Material- und Energiekosten sind nicht zu unterschätzen und müssen auch entsprechend kompensiert werden. Dies wird sich dann auch deutlich bei der Erhöhung der Produktpreise bemerkbar machen. Dazu kommt, dass sich die immer mehr gewünschte und geforderte Work-Life-Balance mit weniger Arbeitsstunden etablieren wird, was wiederum nicht immer produktiv und effizient ist.