Ein Think- und „Do-Tank“ für die heimische Wirtschaft

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Der „Senat der Wirtschaft“ will als parteiunabhängige Organisation eine treibende Kraft bei der Gestaltung der (Wirtschafts-) Zukunft sein.

Als überparteiliche Unternehmerorganisation versteht sich der „Senat der Wirtschaft“ als ein wichtiger Player bei der Gestaltung einer ökosozialen und zukunftsfähigen Wirtschaft und Gesellschaft. Angeboten werden konkretes und praxisorientiertes Know-how für Unternehmer und politische Entscheidungsträger. Er ist Think-, aber vor allem ein Do-Tank, insbesondere in den Bereichen Wirtschaft, Ökologie, Bildung und Gesundheit. Vorstandsvorsitzender Hans Harrer, Mahdi Allagha und Ludwig Stepan, Mitglieder der Geschäftsleitung, erklären die Funktionsweise des Senats.

Was ist die Aufgabe des Senats der Wirtschaft?
Mahdi Allagha: Der Senat der Wirtschaft ist Österreichs größte, unabhängige und branchenübergreifende Unternehmerorganisation zur Förderung eines starken und resilienten Wirtschaftsstandorts und dient als Sprachrohr des österreichischen Mittelstands. Wir setzen auf konstruktive, nachhaltige und langfristige Grundlagen, frei von jeglichen Partikularinteressen. Wenn sich politische Akteure nur auf eine Seite festlegen, führt dies zu einem Mangel an Diversität in der politischen Debatte und beeinträchtigt den demokratischen Diskurs. Da wir uns von keiner Seite vereinnahmen lassen und für Expertise und Integrität stehen, hat sich der Senat seit seiner Gründung 2005 zu einer anerkannten Stimme der österreichischen Wirtschaft entwickelt.

Wer wird in den Senat berufen? Im Internet findet sich die Beschreibung, dass der Senat ‚eine exklusive Wirtschaftsorganisation‘ ist.
Hans Harrer: Im Grunde sind wir sehr inklusiv, wir vertreten die Mitte der unternehmerischen Gesellschaft. Bei uns steht der Souverän im Mittelpunkt, die Bürger, die Macher, die Unternehmer. Der Senat steht für eine ökosoziale Wirtschaft, Gesellschaft in Balance. Menschen, die sich den Herausforderungen der Gesellschaft außerhalb politischer Farbenspiele und partikularen Interessengruppierungen stellen wollen. Die meisten Unternehmen und deren Gestalter werden in den Senat berufen, weil andere Unternehmer, die sich bereits mit den Aufgaben des Senats identifiziert haben, sie in unsere unternehmerische Wertegemeinschaft empfehlen. Deswegen heißt es bei uns ,Wer passt zu uns?‘ Für die Aufnahme bedarf es eines persönlichen Interviewgesprächs mit der Geschäftsleitung, um festzustellen, ob die Wertekulturen zusammenpassen.
Ludwig Stepan: Aufgrund dieses Aufnahmeverfahrens bemerkt man ziemlich schnell, gerade auch bei Veranstaltungen des Senats, dass wir eine besondere Wertegemeinschaft sind. Eine Partnerschaft im Senat ist kein Zweckbündnis eines Lobbyvereins, sondern eine Verbindung aus Überzeugung. Es ergeben sich Synergien, Kooperationen, ein unbegrenzter Wissens- und Know-how-Transfer.

Sie beschreiben den Senat selbst als Think-Tank, aber ‚vor allem aber als Do-Tank‘. Wie ist der Prozess vom Denken zum Handeln?
Allagha: Unsere Aufgabe als Organisation ist es, Innovation auf allen Ebenen unserer Gesellschaft, vor allem für mittelständische Betriebe, frei von Ideologien und Parteipolitik, zu fördern, aktuelle Probleme zu benennen und lösungsorientiert zu diskutieren. So können wir der Politik konkrete Lösungsvorschläge liefern und effizient und exzellent zum Wohle von Wirtschaft und Gesellschaft agieren. Wir bringen die Akteure in die Betriebe und setzen uns auf europäischer und internationaler Ebene für Wissenstransfer ein. Nur gemeinsam lassen sich die Probleme der Zukunft lösen. Es ist wichtig, dass das mit Respekt und auf Augenhöhe abläuft.

Was darf man sich unter ‚praxisnaher Unterstützung für Unternehmen und Politik zur Sicherung der Zukunftsfähigkeit‘ vorstellen?
Harrer: Die Partner des Senats sind vor allem Unternehmer, Persönlichkeiten aus dem Bouquet der österreichischen Unternehmen aus dem Mittelstand, aber auch aus Konzernen. Die Expertise dieser Macherpersönlichkeiten ermöglicht es, praktisch alle gesellschaftspolitischen und unternehmerischen Anliegen durch Lösungen mit Anwenderwissen zu bereichern. Der Senat ist hier im Wesentlichen auch ein Kommunikator auf Augenhöhe, um die Daten und Fakten präzise und effizient dort zum Einsatz zu bringen, wo der höchste Wirkungsgrad für Lösungen entstehen kann.

Wie sieht die Gewichtung Ihrer Bereiche Wirtschaft, Ökologie, Bildung und Gesundheit aus?
Ludwig Stepan: Es gibt im Senat keine Gewichtung zwischen den vier Säulen des Senats, denn alle Bereiche sind notwendig, um eine gesunde Gesellschaft und Wirtschaft zu leben und zu gestalten. Gewichtungen ergeben sich nur dann, wenn Schwerpunkte bearbeitet werden, wie Kooperationen mit Hochschulen, Fachhochschulen und Lehranstalten, mit denen der Senat themengetrieben Zukunftsprojekte bearbeitet. In allen angesprochenen Bereichen hat der Senat der Wirtschaft seine Fachleute, die sich mit ihrem Anwendungswissen gegenseitig unterstützen und befruchten. Das sind zum Beispiel die MittelstandsAllianz, die KlimaAllianz, die HospitalityAllianz, die Bildungsallianz oder die Allianz für Ethik in der Wirtschaft.

Wie können Sie Ihre Mitgliedsunternehmen mit ihrem internationalen Wirtschaftsnetzwerk unterstützen?
Allagha: Durch unsere breite thematische Aufstellung und die Kooperationen mit anderen Netzwerkpartnern und international agierenden Organisationen ergeben sich viele Chancen. So pflegen wir zu unseren Ländersenaten, sowohl auf europäischer als auch auf internationaler Ebene, einen umfangreichen, qualifizierten, sach- und themenbezogenen Wissenstransfer. Dies wird in Fachstudien, Delegationsreisen, Kongressen und Projektkooperationen abgebildet. Ziel des Senats ist es, den effizienten, zielorientierten Austausch zwischen unseren Partnerunternehmen auf Augenhöhe einzuleiten und zu begleiten. Großes Augenmerk legt der Senat auf den wertschätzenden, verständnisbasierten Austausch der Kulturen. Denn sie sind das Fundament für langfristige erfolgreiche fachund systemorientierte Geschäftsbeziehungen.

Immer wieder wird angemerkt, dass Österreich in Gefahr ist, in den Bereichen IT und KI den Anschluss zu verlieren. Steht dieses Thema auf Ihrer Agenda?
Harrer: Selbstverständlich. Es ist der fundamentale Auftrag jedes Unternehmers, jedes Politikers und jeder Institution, Bildung und Forschung zu fördern. Investitionen in Bildungseinrichtungen, Universitäten und Forschungszentren, die auf IT und KI spezialisiert sind, müssen die Grundlage für Innovation und Fachkräftebildung legen. Die Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft, Industrie und Politik muss dazu beitragen, gemeinsame Forschungsprojekte zu fördern und das Wissen in den Bereichen IT, KI und allen weiteren technischen Hotspots auf nationaler und internationaler Ebene zu erweitern. Die Einrichtung von Kollaborationsplattformen und -netzwerken muss den Wissensaustausch und die Entwicklung von Best Practices erleichtern. Notwendig ist die Schaffung eines förderlichen Umfelds für eine Gründer- und Start-up-Szene, im Besonderen im Bereich der Zukunftstechnologien. Dies umfasst moderne Finanzierungs- und Kapitalkultur, die Bereitstellung von praxisnahen Inkubatoren und Technologiezentren sowie die totale Reduzierung bürokratischer Hürden durch Politik und deren Institutionen. Es bedarf einer fortgesetzten Reform des FlexKap-Gesetzes.

Erst vor Kurzem kam es zu einem Generationenwechsel an der Spitze des Senats. Welche Änderungen stehen bevor?
Allagha: Es gibt keinen Generationenwechsel, es gibt eine Generationenallianz nicht nur im Inneren des Senats. Das bildet das Tun des Senats auch für unsere Partnerunternehmen ab. Eine Generationenallianz hat immer den Auftrag, das Beste von Jugend und Erfahrung dem Souverän zur Verfügung zu stellen, also den Organisationen oder den Unternehmen. Wenn es darum geht, eine nachhaltig ausbalancierte Zukunft zu gestalten, müssen alle Entscheidungen, befreit von den Befindlichkeiten einzelner, der Gründerkultur und dem Wohl des Ganzen unterstellt sein. Funktionierende Generationenanpassungen und -wechsel passieren niemals in Bewertungen von gestern und morgen. Sie funktionieren nur dann, wenn sie fast unauffällig in ihren Prozessen stattfinden.

Was sind die größten Herausforderungen für den Wirtschaftsstandort Österreich?
Harrer: Viele Probleme sind hausgemacht und haben dieselben Ursachen. Wir benötigen für die Zukunft Macher mit Fachkompetenz, Mut und Verantwortungsgefühl. Nur mit professionellem Management lässt sich z.B. die ausufernde Bürokratie eindämmen. Gleichzeitig muss der unselige Partikularismus bekämpft werden, der jede gute Idee verenden lässt, bevor sie überhaupt diskutiert wurde, nur weil sie von einer politisch anderen Gruppe formuliert wurde. Das Vertrauen der Unternehmer und der Bevölkerung in politische Prozesse ist von entscheidender Bedeutung für eine ausbalancierte, stabile Demokratie. Wenn die Akteure als ‚Marionetten‘ bestimmter Interessen wahrgenommen werden, wird das Vertrauen der Öffentlichkeit untergraben und beschädigt unsere Gesellschaftsordnung. Jede Handlung eines wirtschaftlichen und politischen Akteurs muss daher auf ihren Sinn und die Wertschätzung und Wertschöpfung für den Bürger hinterfragt werden. Sachverstand, Transparenz und Augenmaß und vor allem Hausverstand sind das Fundament für den Menschen dienende Entscheidungen.